NeuKölln – Zeichnungen
Ausstellungseröffnung am 8. Februar 2010 bei Marzellus, Köln
Juliane Daldrop beschäftigt sich in ihren Zeichnungen mit dem Unscheinbaren, Weggeworfenen, Weggestellten und dem Zerfall. Es sind Gegenstände und Zusammenhänge, an denen wir normalerweise vorbeisehen, die Schmuddelecken, die uns bestenfalls negativ auffallen.
Bei Juliane Daldrop gewinnt dies alles an Bedeutung. Nicht als Idylle sondern als Spur menschlichen Daseins mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ein offenes Fenster mit schäbigem Vorhang verbirgt einen bewohnten Raum. Wer dort wie wohnt wird nicht gezeigt. Eine schiefe zerbröselnde Hauswand mit geöffneten und geschlossenen Fenstern, Loggien mit unterschiedlicher Ausgestaltung lässt Individualität und Lebendigkeit der Bewohner erkennen. Ebenso zeigen die Abfallecken mit beschädigten oder unbrauchbar gewordenen Dingen des Alltags, dass sie Menschen begleitet haben, einmal wertvoll waren.
Dank ihrer subtilen, differenzierten Technik gelingt es der Zeichnerin, die Doppelbödigkeit der Realität sichtbar zu machen. Von feinen, zarten Schraffuren über schwingend leichte Linien bis zu kräftigen, schwarzen Strichverdichtungen werden die Mittel eingesetzt um die kleinen Welten entstehen zu lassen, weit ab von fotorealistischer Akribie. Der Flächenraum wird großzügig gegliedert und unterteilt. Häufig bleiben Raumabschnitte offen, zeichnerisch nur sparsam definiert. Es bleibt dem Betrachter überlassen, in seiner Vorstellung Ergänzungen zu finden.
Im Nichtperfekten, Fragmentarischen und scheinbar Ungenauen hat Juliane Daldrop adäquate Gestaltungsmittel für ihre Inhalte gefunden.
Lieselotte Freusberg